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Jahresrückblick 2020
24.12.2020
Liebe Freunde*innen draussen an den Bildschirmen*innen
Wir melden uns hier erstmals mit einem genderneutralen, politisch korrekten und in Neu-Sprech gehaltenem Format unseres Jahresrückblicks*innen. Blödsinn, natürlich tun wir das wie immer im gewohnten Stil. Schnörkellos, offen, direkt und mit einer Prise Humor. Die Welt da draussen ist schon verzwickt genug.
Womit wir auch bereits elegant zum ersten Thema übergeleitet hätten: Das allgegenwärtige „C“. Keine Sorge … wir haben nicht vor, dieses an sich schon omnipräsente Thema noch zusätzlich breit zu treten und ihm dadurch eine noch grössere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Das tun andere schon genug. Aber da dieses vermaledeite Schreckgespenst aus Wuhan praktisch im Alleingang unsere komplette Jahresplanung über den Haufen geworfen hat, hat es sich wohl oder übel einen Platz in unserem Jahresrückblicks 2020 erschlichen. Doch wir versprechen, uns dabei so kurz, knapp und sachlich wie möglich zu halten, auch wenn es wirklich schwer fällt!
"Was nützen einem prall gefüllte Segel, wenn das Schiff auf einem Riff festsitzt?“ Dieses in aller Eile von mir selbst erfundene Seemanns-Sprichwort wird wohl nie den Knaller-Preis für geistreiche Literatur erhalten, beschreibt aber ziemlich gut, ihn welcher Grundstimmung wir uns seit Anfang diesen Jahres befinden. Was war das noch für ein Gefühl, als wir Mitte Februar nach einem nervenraubenden Export-/Import-Krimi endlich mit unserem aus den USA importieren Gespann von Hamburg aus in Richtung Schweiz rollten, um dort noch die letzten Vorbereitungen zu unserer grossen Europa-Tour zu treffen? Doch anstatt kurz darauf die Länder des alten Kontinents zu erforschen, fanden wir uns in einem sich verselbstständigenden Albtraum wieder. Nach einem Jahr auf Achse, bei dem man nie genau wusste wo man am nächsten Morgen aufwacht, fühlte es sich an wie ein emotionaler Frontalcrash … ohne Airbag! Auch die verkürzte Europarunde, zu der wir Anfang September aus einem Anflug von Verzweiflung heraus gestartet sind, endete nach vielen Covid-19-Hürden an einem wunderschönen Strand in der Toskana, beim Anblick von maskierten Kindern, die im Sand spielten. Man kann den Corona-Massnahmen zustimmend, gleichgültig oder ablehnend gegenüber stehen. Für uns war damit jedenfalls der Punkt erreicht, der das Fass zum Überlaufen und unsere Reisepläne zu einem abrupten Ende brachte. Wir gehen Heim!
Der Campingplatz einer aus der Schweiz stammenden Reisebekanntschaft, die wir auf diesem 5-wöchigen Trip kennengelernt haben, wurde nach unserer Rückkehr für’s Erste unser neues Zuhause. Ein paar Tage im wunderschönen Meiringen, inmitten der atemberaubenden Schweizer Alpenlandschaft, wirkte wie Balsam auf unserer geknebelte Nomaden-Seele. Dies war auch die Zeit, in der wir uns entscheiden mussten, wie es bei uns nun weiter geht. Wir können ja hier nicht bis zur Rente rumsitzen und Däumchen drehen. Doch wie wir uns auch drehen und wenden, irgendwo stellt sich uns immer eine Abschrankung mit der Aufschrift „Corona“ in den Weg. Auf der einen Seite lässt sie uns ohne regelmässige Tests und Maskerade nicht den europäischen Kontinent bereisen, auf der anderen Seite ist die Grenze zu dem Land dicht, in welchem wir vor einiger Zeit entschlossen haben, einen Neustart zu wagen: Canada. Eine verzwickte Situation, an der sich wohl so schnell nichts ändert. So rückte also eine weitere Option in den Fokus, von der wir bereits früher berichtet haben. Die Rückkehr in die USA. Ein Land, welches wir sehr zu schätzen und lieben gelernt haben. Doppelt so gross wie Europa, keine Reisebeschränkungen innerhalb der Landesgrenzen und dazu noch vieles zu entdecken, was wir leider auf unserer ersten Tour nicht geschafft haben. Natürlich mit der Hoffnung, dass spätestens am Ende unserer 6-monatigen Visumsfrist die Grenze zu Canada wieder offen steht und wir dort mit unserer Zukunftsplanung beginnen können. Wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und wenn wir schon dabei sind, mit alten Bauernweisheiten um uns zu schmeissen, würden wir noch gerne den Spruch „wer wagt, gewinnt“ nachlegen. So abgewetzt er auch klingt, für uns hat er sich bislang bewahrheitet. So hoffen wir also, dass sich an den Einreisebestimmungen für die USA bis Ende Januar nichts mehr ändert. Denn dann haben wir das Schiff gebucht, welches unser Gespann zurück auf den nordamerikanischen Kontinent schaukelt. Wir würden dann nach einem zweiwöchigen Entseuchungs-Aufenthalt in Mexico mit dem Flieger nachreisen. Wenn ihr also mal gerade nichts zu tun und die Hände frei habt … kreuzt doch zwischendurch mal die Finger für uns. Vielen Dank Freunde!
Man könnte sich auch fragen, weshalb wir nicht aus der Not eine Tugend gemacht haben, indem wir uns in der Schweiz wieder vorübergehend häuslich niedergelassen und um ein festes Einkommen gekümmert haben. Darüber haben wir uns ehrlich gesagt nie ernsthaft Gedanken gemacht. Die Gefahr, dass dies den sicheren und schnellen Tod für unserer Träume und Zukunftspläne bedeutet hätte, wäre viel zu gross gewesen. Denn der Mensch, das olle Gewohnheitstier, tendiert leider allzu schnell dazu, sich auf Kosten seiner Träume wieder dem altbekannten und bewährten hinzugeben. Am Ende eines längeren Prozesses haben wir uns damals aus guten Gründen für diesen Weg entschieden und uns dabei von vielen materiellen und sozialen Annehmlichkeiten verabschiedet. Auch wenn der erste Schritt dazu Mut erforderte und es sicher immer auch wieder Momente gab, in denen man gezweifelt hat, so haben wir mittlerweile das sichere Gefühl, angekommen zu sein. Und damit ist nicht ein bestimmtes Ziel gemeint, denn wer kennt das schon mit Sicherheit. Damit ist der Weg gemeint. Und solange es uns möglich ist, werden wir diesen auch unbeirrt fortsetzen, selbst wenn er nicht immer die Richtung einschlägt, die wir gerne hätten. Aber vielleicht ist es ja gerade das, was einen Weg am Ende so spannend macht?
Ganz untätig waren wir in diesem verrückten Jahr ja auch nicht. Das „Home Schooling“ der Kids ist und bleibt fester Bestandteil unseres Tagesablaufs. Amy macht dabei als gestrenge Oberlehrerin einen ebenso guten Job, wie ihre manchmal etwas aufmüpfige aber sehr beflissene Klein-Schulklasse. Rückblickend auf die letzten 3 Jahre würden wir sagen, dass es sich absolut gelohnt hat. Die Befürchtungen, dass dieser Weg eine soziale Lücke in’s Leben unserer Kinder reisst, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Was den Schulstoff angeht, so gibt es zu den obligaten Schulbüchern auch für unsere Breitengrade mittlerweile wunderbare elektronische Helfer oder Portale. Besonders in Zeiten wie diesen, in denen obskure Massnahmen auch die Schulhäuser und damit unsere Kinder heimsuchen, die mehr Verwirrung und Angst als neutrale Aufklärung mit sich bringen, sind wir gleich doppelt froh diesen Weg eingeschlagen zu haben.
Daneben hat sich nach einer sanften Geburt auch unser „Home on Wheels“ Business in diesem Jahr prächtig entwickelt. Die Erfahrungen aus unserem einjährigen Trip konnten wir mittlerweile in verschiedenen Rubriken artgerecht zusammenfassen. Bis auf ein paar wenige Berichte sind wir langsam aber sicher à jour.
Scheinbar stiess auch das Erscheinungsbild unserer Homepage auf einen gewissen Anklang. So durften wir im Auftrag nebenbei auch noch die eine oder andere Homepage auf die Beine stellen und in den Äther des WorldWideWeb entlassen.
Besonders gefreut hat uns natürlich auch die stetig wachsenden Anzahl Newsletter-Abonnenten. Umso mehr, da unsere Berichte in diesem Jahr reisetechnisch eher bescheiden ausfielen. Aber wie erwähnt, wird sich das hoffentlich sehr bald ändern.
Last but not least ist da noch unser Shop mit unseren hauseigenen Artikeln, der ebenfalls gut angelaufen ist und sogar noch ausgebaut wurde. Hierzu hat uns besonders unser Europa-Kurztrip Anfang September in einem Feldversuch unter Zielpublikum-Bedingungen ein gutes Feedback vermittelt. Und das obwohl wir dabei leider feststellen mussten, dass in unseren Adern wohl kaum ein Tropfen brauchbares Verkäuferblut fliesst. Dazu möchte ich euch eine besonders missglückte Episode nicht vorenthalten. Setzt die Lesebrillen auf Freunde, ich würde euch gerne mit auf eine Reise an die Grenzen unserer, in diesem Fall eher meiner Fähigkeiten entführen - Ausblende -
- Einblende - Im Bild erscheint Martin im Türrahmen seiner rollenden Behausung, welche mitten auf einem Campingplatz im wunderschönen Tessin steht. Man sieht ihn mit zusammengekniffenen Augen den Sonnenstrahlen trotzen, als eine Erscheinung im Augenwinkel seine ungeteilte Aufmerksamkeit erweckt. Ein sehr in die Jahre gekommenes Wohnmobil, dessen wind- und wettergegerbte Aussenhülle von einem chaotischen Sammelsurium an Länderfahnen-Aufklebern verunziert wurde. Die meisten Sticker waren bereits derart ausgebleicht, dass man den Staat dahinter nur noch mit viel Fantasie erahnen konnte. Trotz allem war klar, der Besitzer ist offensichtlich weit herumgekommen und möchte das der Welt auch mitteilen. Heureka - wenn das nicht DER PERFEKTE KUNDE für einen unserer Europa-Travel-Sticker ist! Und da Penetranzia, die Schutzheilige der Staubsaugervertreter, gerade über mich gekommen war, machte ich mich beschwingt und siegessicher mit den Europa-Stickern auf den Weg.
Trotz der festen Überzeugung, dass das hier ein Kinderspiel wird, hatte ich mir sicherheitshalber noch ein paar schlagkräftige Verkaufsargument ausgedacht. Darunter einiges, was ich glücklicherweise in einem Anflug von Vernunft noch rechtzeitig wieder verworfen habe. So z.B.: "Unsere qualitativ hochwertige Folie verleiht ihrem in die Jahre gekommenen Wohnmobil zusätzliche Stabilität!". Oder: "Die wettergegerbte Patina erfährt durch unsere stilvoll illustrierten Sticker eine massive Aufwertung". Statt dessen startete ich meine erste pro-aktive Verkaufsveranstaltung mit einem harmlosen Einstiegs-Geplänkel über Gott und die Welt, wobei ich ihm ausserdem meinen Tribut gegenüber seiner beeindruckenden Reisetätigkeit zollte. Meinen ersten vorsichtigen Vorstoss in Richtung „wir hätten da was für Sie“, liess der etwas ältere aber leider nicht sehr aufgeschlossene Herr stoisch lächelnd an sich abprallen. An den Stellen, an denen man normalerweise eine Erwiderung oder eine Frage erwarten würde, erntete ich statt dessen beklemmendes Schweigen. Sämtliche weiteren Versuche das Verkaufsgespräch in Gang zu bringen, entlockten ihm allerhöchstens mal ein langgezogenes „mhmm“. Es wurde immer gruseliger, denn in der wie aus Stein gemeisselten Mimik zeigte sich nicht der Hauch einer Regung. Einige Versuche später, ich hatte wirklich schon Gänsehaut, brach ich die Aktion ab. Diese Geschichte hier war gegessen und bevor der merkwürdige Herr noch auf schiefe Gedanken kommt, wollte ich ein paar Meter zwischen uns bringen.
Gerade als ich mich mit einem Gruss auf den Lippen vom Acker machen wollte, erwachte Mr. Granitblock urplötzlich aus seiner Tiefen-Meditation. Er begann zu sprechen ... und zwar in ganzen Sätzen! Nicht dass er sich nun doch für unsere Produkte interessierte. Nein! Vielmehr war ihm daran gelegen, mir sein nagelneues Elektro-Fahrrad zu präsentieren. Inklusive einer selbstgebaute Rampe, mit der er den schwergewichtigen Drahtesel ohne grossen Kraftaufwand auf den Fahrradträger bekommt. Der Mann kam richtig in Fahrt, als er mir haarklein jedes Detail des Fahrrades und seiner Eigenkonstruktion erklärte. Und während er so eifrig referierte, musste ich erkennen, dass ich hier meinem Meister begegnet bin. Denn wäre er Fahrradhändler gewesen, hätte ich mich im Anschluss wohl mit einem nagelneuen E-Bike inklusive Rampensystem auf den Rückweg gemacht. Unter den Arm geklemmt: Die ungeöffneten Kartons mit unseren Europa-Stickern.
Tja, so stösst man ab und zu an die Grenzen seiner Fähigkeiten. Schön eine von Meinen mit euch zusammen nochmal beleuchtet zu haben. Weitere Versuche im ähnlichen Stil verliefen zwar weit weniger skurril, dafür aber genauso erfolglos. Der gute, alte Publilius Syrus hat es so formuliert: „Niemand weiss was er kann, bevor er es nicht versucht hat“. Oder salopper ausgedrückt: „Versuch macht klug“. Klüger sind wir nun sicher, besser leider nicht. Umso erleichterter waren wir, als wir feststellten, dass sich unsere Produkte auch ohne grosse Worte ganz gut verkauften. Je weniger wir unseren Senf dazu gaben, desto besser lief es. Manchmal ist weniger halt wirklich einfach mehr!
Und wenn wir schon beim Thema „Produkte“ sind. Ein Kritikpunkt aus unserer Feldstudie war das Fehlen von Männershirts über die Grösse „L“ hinaus. Absolut berechtigt in unseren Augen und ehrlich gesagt wissen wir selbst nicht mehr warum wir bei „L“ Schluss gemacht haben. Schliesslich weiss ein echter Camper gutes vom Grill und Fass stets zu schätzen. Diese Lücke haben wir nun geschlossen. Bei der Farbe Anthrazit stehen neu auch die Grössen XL und XXL in unserem Online-Shop zur Verfügung. So … und jetzt ist aber Schluss mit der Schleichwerbung. Schliesslich ist das hier ein Endjahres-Newsletter und nicht das Protokoll einer Marketingabteilung.
Und diesen möchten wir an dieser Stelle auch abschliessen. Das Jahr 2020 ist zu Ende und in gewisser Weise ist das auch gut so. Wobei es auch sehr viele erfreuliche Lichtblicke gab, die massgeblich von euch mitgeprägt wurden. So legen wir unsere Hoffnungen in’s neue Jahr und alles was es mit sich bringt. Wir sind gespannt wohin uns unser Weg noch führt und ob wir endlich mit dem Versuch starten können, einen geeigneten Fleck für unsere Zukunft in Canada zu finden. Ihr werdet es jedenfalls sicher als erste erfahren! Danke für eure Treue, eure ungebrochene Neugierde und die vielen tollen Rückmeldungen. Schön euch weiter dabei zu haben!
Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches 2021, wo auch immer ihr eure Ziele gesetzt habt! Habt Mut und Vertrauen und haltet daran fest!
Ganz liebe Grüsse von uns allen!
Eure „Home on Wheels“ Crew - Martin, Amy, Lynn & Jamie