BACK TO CANADA BLOG #9
STEP 3 - USA - On the Road again!

14.-27.03.2021

Aus unseren 2019 gemachten Erfahrung haben wir schon befürchtet, dass es mit dem Internetzugang auf Reisen wieder sehr eng werden würde. Aber damals standen wir auch noch ziemlich oft auf Campingplätzen und hatten dadurch zumindest ab uns zu das Glück, auf einen halbwegs passablen Internetzugang zu stossen. Doch dieses Mal sieht die Sachlage leicht anders aus. Wir haben uns ja zum Ziel gesetzt, möglichst kostenneutral durch's Land zu tingeln. Heisst, die Campingplätze möglichst zu meiden. Das klappt soweit eigentlich ganz gut, nur damit haben wir uns auch von den letzten halbwegs sicheren Internet-Quellen verabschiedet. Die Hoffnungen, dies durch die Hotspot-Funktion des Handys zu kompensieren, haben wir bereits 2019 begraben. Denn auch wenn man ein „Unlimited“ Handy-Abo abgeschlossen hat, ist es, zumindest was den Hotspot anbelangt, hier eben nicht unlimitiert. Soweit ich das verstanden habe, haben wir pro Monat 15GB Datenvolumen, welches wir über den Hotspot in die Gegend streuen können. Gemeinsam mit Amy’s Hotspot macht das 30GB. Klingt erstmal nach viel, aber nach Abzug der notwenigen Arbeiten auf dem Laptop, bleibt bei der heutigen Datenaufbereitung leider nicht mehr allzu viel übrig. Hinzu kommt, dass der beste Hotspot nichts bringt, wenn die Netzabdeckung auf gut Deutsch einfach nur „Kacke“ ist. Und das ist sie, besonders an Orten, an denen wir uns momentan herumtreiben.

Da wir uns aktuell eher in Richtung Pampa bewegen als davon weg, ist mit einer Besserung für die nächste Zeit leider nicht zu rechnen. Die Wüsten- und Steppenlandschaft der südlichen Staaten sind zwar sehr schön und wir freuen uns richtig drauf, aber erfahrungsgemäss wird es dort mit der Netzabdeckung nicht unbedingt besser. So werden wir wohl in nächster Zeit nehmen müssen, was gerade so über die Antenne reinkommt. Den Wunsch, jeden Sonntag einen Newsletter zu versenden, wird aber sicher zunehmend frömmer, auch wenn wir sicher nichts unversucht lassen werden. Denn wir wurden schon 2019 immer mal wieder von Antennen überrascht, die sich urplötzlich aus schroffen Felsformationen erhoben und so sporadisch und lokal die Pampa mit dem Rest der Welt verbunden haben. Hoffen wir mal, dass es tendenziell eher mehr wurden.



So … und nun suche ich gerade das Fadenende aus dem letzten Newsletter. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja … da war ja der bislang vergebliche Versuch, unsere defekte Niveau-Stütze zu reparieren, damit wir endlich weiter können. Um es kurz zu machen: Es sah eine Zeit lang eher danach aus, als würden wir noch eine ganze Weile auf dem Lazydays Campground in Seffner/Florida festsitzen. Denn der Mechaniker unseres Vertrauens, also der einzige der Zeit für uns hatte, musste nach seinem gescheiterten Motoraustausch ein weiteres Ersatzteil bestellen. Erst waren es 5-10 Tage, kurz darauf wurden daraus 10-14 Tage und am Ende, nachdem wir begannen unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, wurden daraus knapp 9 Tage. Die ganzen Umstände genauer auszuführen würde den Rahmen sprengen. Aber es lohnt sich immer wieder, das Ruder auf unkonventionelle Art in die Hand zu nehmen. Manchmal findet man als das sprichwörtliche Huhn dabei das ersehnte Korn. So konnten wir nach knapp 16 Tagen auf dem Lazydays Campingplatz endlich unsere Zelte abbrechen und zu unserer eigentlichen Reise starten.

Wie berichtet, haben wir dabei bereits den Staat Texas, der uns 2019 mächtig an’s Herz gewachsen ist, als nächste temporäre Wunschdestination in’s Auge gefasst. Aber nicht nur unsere Staats-Präferenzen spielten bei dieser Entscheidung eine wichtige Rolle, auch Faktoren wie „Wetter“ und „Covid-Massnahmen“ hatten einen nicht unerheblichen Einfluss darauf. Texas schien unter den aktuellen Umständen die perfekte Wahl. Also machten wir uns am 19.03.2021 auf den Weg 'gen Westen.

Um es nicht gleich zu übertreiben, haben wir uns ein tägliches Meilen-Limit von maximal 200 gesetzt. Ich hatte 2019 den Fehler gemacht, den Einfluss der ganzen Fahrerei auf Körper und Geist zu unterschätzen. Besonders wenn es fast zum tagtäglichen Ritual wird merkt man schnell, dass Fahren mehr ist als nur eine Abfolge von automatisch eingespielten Körperfunktionen. Zumal man ja nicht unbedingt jedes Schlagloch, und davon gibt es hier doch einige, erwischen möchte und man ständig damit beschäftigt ist, die Sogwirkung von LKW’s zu kompensieren. In der Nähe von Grossstädten, wo es für jede Gelegenheit und Menschengruppe eine eigene Fahrspur gibt, wird’s oft besonders spannend. Wie auch immer. Jedenfalls wollten wir es dieses Mal etwas ruhiger angehen lassen.

Und so erreichten wir nach en paar Stunden, die uns erstmal nach Norden in die Achselhöhle von Florida führten und danach weiter auf der I-10 nach Westen, eine hinter Tallahassee gelegene „I-10 Rest Area“ im County „Quincy“. Von diesen Rastplätzen gibt es die verschiedensten Arten. Von „schnell weiter“ bis hin zu solchen, die etwas abseits der Hauptachse liegen und das Prädikat „ganz Ok“ wirklich verdient haben. Beim separieren helfen uns erneut eine kleine aber feine Auswahl von Reise-Apps, zu denen wir uns bereits in der entsprechenden Rubrik auf unserer Homepage ausgelassen haben. Und so wurden wir auch dieses Mal nicht enttäuscht, als wir uns für die Nacht auf diesem Brummifahrer-Picknickplatz-Mix zur Nachtruhe eingefunden haben.


Der nächste Tag führte uns endlich aus Florida hinaus. Nicht dass wir etwas gegen Florida hätten, aber das Passieren einer dieser Willkommenstafeln, wie sie am Eingang zu jedem Staat zu finden sind, haben einen unterschwellig positiven Einfluss auf das Bewusstsein eines Reisenden. Es wird einem subtil aber deutlich vor Augen geführt, dass man unterwegs ist. Und nach all dem was wir bisher erlebt hatten, brauchten wir diese erste, visuelle Bestätigung dringend!

„Alabama“ war dann das erste Schild, das bereits nach wenigen Meilen am Strassenrand an uns vorbei zog. Im Gegensatz zu 2019 hatten wir heuer jedoch nicht vor, hier zu verweilen. Unser Ziel war dieses Mal eine über die App „Harvest Host“ aufgestöberte Brauerei im Bundeststaat Mississippi, die rollende Gäste herzlich Willkommen heisst und auf dem Parkplatz gratis übernachten lässt. Die Verheissung auf den kühlen Gerstensaft liess meinen Fuss etwas stärker auf’s Gaspedal drücken, was dazu führte, dass wir die Wegstrecke fast in Rekordzeit zurücklegten.

Den Ort, den wir uns anschliessend auf dem Hinterhof-Parkplatz der „Cypress Taphouse Brewery“ in der Ortschaft „Ocean Springs“ mit einigen weiteren Camper-/Bierliebhabern teilten, ist nicht der Rede wert. Dafür bot uns kurz darauf die ausladende Festhalle dieses Hopfentempels eine Normalität, wie wir sie schon lange nicht mehr erlebt haben. Eine bombastische Stimmung, die nicht im geringsten durch panisch auf Abstand achtende und/oder maskierte Menschen getrübt wurde. Schlimm genug, dass uns das bereits dermassen auffiel!

Gebremst wurde meine Euphorie lediglich dadurch, dass man sich hier scheinbar ausschliesslich auf Weizen- und Stout-Biersorten spezialisiert hat, wovon beide nicht in meiner Favoritenliste gehören. Aber die „Speisekarte“ hatte auch noch weitere Angebote von anderen Kleinbrauereien im Angebot, was meine anfängliche Enttäuschung im Nu wegfegte. Ein wirklich schöner Abend bahnte sich seinen Weg in die Nacht, den wir vermutlich so schnell nicht mehr vergessen werden.


Das gute an hochwertigem Brausaft ist die Tatsache, dass man meist keinen Brummschädel davon trägt. Und so machten wir uns am nächsten Morgen zeitig auf den weiteren Weg Richtung Westen. Unser nächstes Ziel, wer hätte es gedacht, war eine weitere Brauerei. Dieses mal im angrenzenden Staat Louisiana. Es ist ja nicht so, dass wir uns bewusst für eine Leber-Tour entschieden hätten. Aber die südlichen Regionen dieser Staaten sind nunmal bekannt für lokale Braukunst und entsprechend gross ist das Übernachtungsangebot auf „Harvest Host“. Doch die nächste Brauerei in der Ortschaft Arnaudville zog uns noch aus einem anderen Grund magisch an. Dort waren wir bereits 2019 abgestiegen und hatten einen der besten Abende der gesamten Reise erlebt. Angefangen bei der unglaublichen Brauauslese, hin zu einem komplett durchgeknallten DJ der durch's Band musikalische Leckerbissen kredenzte, über die gemütliche Atmosphäre bis hin zu den leckeren Holzofen Pizzas … einfach perfekt.

Nach unserer Ankunft nahmen wir erstmal unsere Neuanschaffgung, einen stattlichen Benzin-Stromgenerator, erfolgreich ratternd in Betrieb. Leider wurde dieser Erfolg kurz darauf von einer herben Enttäuschung überschattet. 2019 waren wir an einem Samstag hier angekommen und die ausgelassenen Festivitäten dauerten bis weit in die Nacht hinein. Uns war bewusst, dass heute Sonntag ist und man die Betriebsdauer eventuell etwas einschränken würde. Doch dass er bereits um 18:00 Uhr eingestellt wurde, war dann doch etwas sehr überraschend. Für ein Bier reichte es somit leider nicht mehr, aber wenigstens schmiss man für uns noch 4 Pizzas in die letzte Glut des Holzofens. Notgedrungen spülten wir diese mit ein paar Dosen faden Bush-Light Beers aus dem Kühlschrank herunter, anstatt mit einer leckeren Hausmarken aus dem Zapfhahn. Was soll man sagen … man kann halt nicht immer gewinnen.

Als ob uns das Universum entschädigen wollte, trafen wir kurz darauf auf dem Parkplatz eine weitere Familie, die sich ebenfalls mit ihrem rollendem Heim hier für die Nacht niedergelassne hatte. Im Gegensatz zu uns hatten sie sich schlauerweise vorab über die Öffnungszeiten informiert und waren entsprechend zeitig eingetroffen. Besonders dem Hausherren merkte man gut an, dass er das Angebot voll zu nutzen und schätzen wusste. Und so entstand trotzdem noch ein schöner und gemütlicher Abend auf dem Parkplatz vor der Brauerei, wo wir uns rund um unser Propan-Feuerstelle gemütlich einrichteten.


Noch kurz etwas zu unserer Neuanschaffung, dem Benzin-Stromgenerator. Wir haben uns lange Gedanken darüber gemacht, wie wir bei unseren Plänen, möglichst autark zu reisen, das Stromproblem lösen könnten. Natürlich stand auf der Wunschliste die Solar-Lösung weit oben. Doch nachdem wir mit einigen Leuten darüber gesprochen hatten, erschien eine vernünftige Lösung mit Solar weder besonders effektiv noch günstig. Die eindrücklichste Solaranlage die wir bislang auf einem Camper gesehen hatten, bedeckte das ganze Dach, mündete in einer massiven Armada aus mehreren Lithium-Batterien und weiteren Gerätschaften und kostete am Ende mit allem drum und dran mehrere tausend Dollar. Ergebnis: 2kW Leistung bei strahlendem Sonnenschein. Dagegen erschien uns das Preis-/Leistungsverhältnis eines Generators, bei man jederzeit und überall auf Knopfdruck 3,5kW ziehen kann, fast schon himmlisch. So fiel unsere Entscheidung letztendlich zugunsten dieser Variante aus und soweit wir gesehen haben, deckte sie alle unsere Bedürfnisse ab.

Weiter ging unserer Reise Richtung Texas, welches wir nach unsern Berechnungen heute auch erreichen würden. Langsam kristallisierte sich heraus, dass wir dort als erstes Fixziel den Nationalpark „Big Bend“, direkt an der mexikanischen Grenze, ansteuern werden. Texas ist riesig und der Weg dorthin, soviel war uns klar, würde mehrere Etappen benötigen. Nach der Überquerung der texanischen Grenze machten wir also erstmal direkt dahinter auf einer weiteren „Rest Area“ halt. Die zuvor angefahrene Alternative, ein Gratis-Campingplatz am Rande einer ungastlichen Stadt, haben wir nach der Ankunft und dem Entleeren sämtlicher Tanks schleunigste wieder verlassen. Die Menschen, die nach unserer Ankunft aus ihren heruntergekommenen Mobilen gestolpert kamen und uns grimmig anstarrten, erschienen uns nicht der richtige Umgang. Die Leute schienen dort schon seit Jahren festzustecken und wir hatten nicht vor, dieses fragile Mikrouniversum unnötig zu belasten. Also zogen wir ein paar Meilen weiter auf die „I-10 Rest Area“ in der Ortschaft „Hankamer“. Erneut keine schlechte Wahl. Hierzu eine kleine Anekdote, die ich in der zentralen Halle dieses Parkplatz-Mekkas erlebt habe und die wir so hier nicht erwartet hätten:

Wir hatten vorgängig mitbekommen, dass in Mississippi und Texas sämtliche Covid-Massnahmen aufgehoben wurden. Mississippi hatte sich in diesem Bereich ja bereits bewährt und wir waren uns sicher, dass das bodenständige Texas ihm in nichts nachsteht. Nach einer eher ungemütlichen Nacht, bei der unser Brummi-Nachbar seinen grosshubigen Dieselmotor non-stop knattern liess, ging ich am nächsten Tag in die Halle, wo sich ein Tisch mit Stromanschluss und allem möglichen befand. Nach der ganzen Fahrerei endlich mal wieder eine gute Gelegenheit, an den Videos und dem Newsletter zu arbeiten. Kaum hatte ich mich eingerichtet, kam eine missgelaunte Putzfrau um die Ecke, funkelte mich böse an und fragte: „Sir, wo ist ihre Maske?“ Ich fiel fast vom Stuhl! Da freuten wir uns auf das stolze, freiheitsliebende und massnahmenlose Texas und wem begegnen wir als erstes? Einer tiefgläubigen Anhängerin der Glaubensrichtung „Coronas“. Ich machte ihr gegenüber klar, dass es in Texas keine Maskenpflicht mehr gibt, worauf sie konterte: „Hier aber schon“. Ok, sie wollte es also wissen: „Gute Frau, ich sitze. Somit unterstehen ich der gleichen Logik, wie sie in Restaurants und vielen weiteren Orten gepflegt wird. Wenn ich sitze, kann mir das Virus nix anhaben“. Nicht überzeugt, dafür umso missmutiger zog sie wieder von dannen. Leider schien sie diese erste Runde nicht gut verkraftet zu haben. Denn kurz darauf kehrte sie mit einem neuen Ass im Ärmel zurück, worauf sich folgender ulkiger Dialog entwickelte:
Sie: „Sie können hier nicht den ganzen Tag bleiben.“
Ich: „Warum?“
Sie (schnippisch): „Dies ist eine Raststätte!“
Ich: „Ich weiss. Ich raste ja.“
Sie“ Grmpfll“

Gut dass Amy in diesem Augenblick mit den Kindern auftauchte und mich informierte, dass die Schule zu Ende ist und wir weiter können. Keine Ahnung was die gute Frau sonst noch aus dem Argumentations-Hut gezaubert hätte. Es ist wohl besser, wir ziehen weiter.


Als nächste Station hatten wir uns eine Farm mit dem schönen Namen „Garden House“ über die Plattform „Harvest Host“ in dem County „Cost“ ausgesucht, auf der man ebenfalls kostenlos übernachten kann. Gemäss den Rezessionen muss man einzig, wenn denn überhaupt benötigt, das Feuerholz bezahlen. Ein paar Stunden später zeigte unser Navi an, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Leider war weit und breit von einer Farm, wie wir sie erwartet hatten, nichts zu sehen. Dort wo unser Navi hinwollte, befand sich lediglich ein noch weitgehend unbebautes Stück Land, auf welchem ein Tipi, ein Pickup und ein 5th Wheel standen. Irgendwann sagte Amy erstaunt: „Diesen Pickup und den 5th Wheel kennen wir doch!“ Kurze Rückblende: 2019 waren wir am anderen Ende von Texas ebenfalls über „Harvest Host“ auf einer Obstfarm gelandet, mit deren Pächter wir eine wirklich gute Zeit hatten. Und so wie das hier gerade aussah, musste es sich um dieselbe Person handeln. Denn der Pickup mit dem auffälligen Windabweiser und dem mit Solar-Paneelen gespickten 5th Wheel gibt es in dieser Kombination vermutlich nicht allzu oft. Keine 5 Minuten bestätigte sich unser Verdacht. Zwischen Gestrüpp, Bäumen und mannshohen Kakti (ja, wir halten an unserem Plural von Kaktus fest) kam ein Mann hervor, den wir nur zu gut kannten. Jason … was für eine Freude! Und obwohl er zwischenzeitlich schon etliche weitere Besucher hatte, schien ihm die Schweizer Familie ebenfalls im Gedächtnis geblieben zu sein. Es war ein wirklich herzliches Hallo, welches wir hier auf dem Acker zelebrierten! Jason hatte sich zwischenzeitlich mit dem Besitzer der ehemaligen Obstplantage zerstritten und sich hier nun endlich den Traum einer eigenen Plantage erfüllt. Zusammen mit seiner neuen Freundin Anne, die genauso sympathisch ist wie er, ist er nun dabei, das Brachland langsam aber sicher zu kultivieren. Es braucht wohl keine weitere Erklärung, dass wir nicht nur einen, sondern gleich zwei Tage geblieben sind und eine super Zeit hatten. Abends prasselte jeweils ein grosses Feuer und während die Erwachsenen in Gespräche vertieft waren, konnten unsere Kids nicht genug von den „ach soooo süüüsssen" Hundewelpen kriegen, von denen sie natürlich umgehend auch einen wollten. Zum Glück hatte Jason die Hundezucht mittlerweile aufgegeben und so stand „leider“ keiner  der WauWau's zum Verkauf. Keine Ahnung wie das sonst geendet hätte. 

Das einzige, was unseren Eindruck hier etwas getrübt hat, war das, was Amy und die Kids auf einer kurzen Wanderung durch die Gegend erlebten. Auf einer benachbarten Ranch trafen sie auf zwei völlig verwahrloste und ausgemergelte Pferde, von denen eines sich dermassen an einem Pfosten verheddert hatte, dass es den Wassertrog nicht mehr erreichte, geschweige denn Futter fand. Das zweite Pferd hatte sich zwischen zwei Holzpalisaden dermassen verkeilt, dass ihm ebenfalls der Zugang zu Heu und Wasser verfährt war. Nachdem sie beide aus ihrer misslichen Lage befreit hatten, zeigte ihr unbändiger Hunger und Durst, dass sie sich wohl schon eine ganze Weile in dieser misslichen Lage befanden. Darauf angesprochen, meinte Jason und Anne nur, dass sie von dieser traurigen Tatsache wussten und schon mehrfach versucht hatten, dem Besitzer die Tiere abzukaufen. Dieser wollte sie allerdings behalten und so bleibt ihnen nichts weiter übrig, als selbst ab und zu nach dem Rechten zu sehen. Aber aufgrund der nachbarschaftlichen Situation sei das teilweise nicht ganz einfach. Traurig aber wahr, doch wenigstens konnten Amy und die Kids das Leiden der Tiere für einen Tag etwas lindern. Hoffen wir, dass sich der Besitzer bald umentscheidet und so das Leiden der Tiere ein Ende nimmt.

Nach zwei Tagen trennten wir uns schweren Herzens von diesem Ort und diesen unglaublich herzlichen Menschen. Irgendwie war uns bewusst, dass wir hier wohl hängenblieben würden, wenn wir uns jetzt nicht mit aller Kraft losreissen würden. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass wir hier einen Platz haben, an dem wir jederzeit willkommen sind. Und wenn wir eins gelernt haben, dann, dass man niemals weiss, wann man so ein kostbares Angebot mal in Anspruch nehmen muss.



 

Die folgenden Meilen in Richtung mexikanischer Grenze führten uns klar vor Augen, dass wir nun langsam aber sicher das letzte Stück Zivilisation hinter uns lassen würden. Die unendlich weiten und grünen Äcker wichen Stück für Stück einer trockenen und kargen Steppenlandschaft, die eine unwirtliche aber gleichzeitig faszinierende Anziehungskraft ausüben. Der Gedanke daran, dass sich hier vor ein paar hundert Jahren die Siedler mit Pferd und Wagen ihren Weg durch die undurchdringlich scheinende Kakti- und Buschpampa geschlagen haben, lässt schon eine gewisse Ehrfurcht aufkommen. Unser Weg war nicht ganz so abenteuerlich, führte nun aber zumindest weitgehend nicht mehr über mehrspurige Autobahnen, sondern über einspurige und teilweise mit Schlaglöchern übersäte Überlandstrassen. Mit jeder Meile die wir zurücklegten, wurde die Landschaft unwirklicher. Beim Blick hinaus in dieses grosse Nichts wird man unweigerlich von eine Mischung aus Sehnsucht und Demut erfüllt. Irgendwo in diesem Nirgendwo führte uns dann das Navi rechts auf eine Schotterstrasse, die uns nach rund 1,5 Meilen staubaufwirbeln auf die nette „Recreational Area“, am Rande des Städtchens San Pedro, in der Region „Del Rio“ führte. Ein staubiger aber sehr friedlicher und schöner Flecken, auf dem man für schlappe 6 USD die Nacht stehen und die Infrastruktur, die aus ein paar gedeckten Unterständen, Feuerstellen und Trockentoiletten besteht, nutzen darf. Auf den Flecken aufmerksam hat uns erneut eine unserer wertvollen Reise-Apps gemacht und entgegen allen Erwartungen waren die meisten Plätze hier auch noch frei. So stehen wir nun also knapp 10 Kilometer von der mexikanischen Grenze entfernt an den Ufern eines Ausläufers des legendären Rio Grande und geniessen das weite Nichts und den sternenklaren Nachthimmel.


Wie gesagt, lautet unser nächstes Ziel der „Big Bend“ National Park. Und obwohl dieser mittlerweile in eine Tages-Tour passen würde, haben wir von Nachbarn bereits weitere sehenswerte und kostenlose Tipps bekommen. Mal sehen, wann wir an unserem Etappenziel ankommen. Doch irgendwer hat ja mal gesagt, dass der Weg das Ziel ist. Zumindest was unsere gegenwärtige Situation anbelangt, können wir dem nicht widersprechen. Denn soweit wir wissen, gibt es noch keine guten News aus Canada. Aber wir haben ja noch ein wenig Zeit und in Geduld sind wir mittlerweile auch ziemlich gut konditioniert.


Viele liebe Grüsse liebe Freunde und bis zur nächsten Handy-Antenne. Wir freuen uns schon, euch die nächsten staubigen Storys berichtet zu können.

Eure „Home on Wheels“
Martin, Amy, Lynn & Jamie