ANSCHLÜSSE & RV EQUIPMENT

In dieser Rubrik geht es um die ganzen Anschlüsse auf amerikanischen und kanadischen Campingplätzen, deren Eigenheiten, wie man sie verbindet und welches Equipment man dazu benötigt. Denn es gib ein paar feine aber gravierende Unterschiede, die zu kennen es sich lohnt!

Das ganze Zubehör gibt es natürlich in jedem der zahlreichen Camping-Shops zu kaufen. Aber auch viele grössere Supermärkte, wie z.B. die Walmart Supercenter, verfügen über eine eigene RV- und Camping Abteilung. Meist sehr umfangreich und preislich absolut lohnenswert!


Frischwasser-Anschluss:
Die meisten amerikanischen Campingmobile verfügen gleich über mehrere Frischwasseranschlüsse. Sei es zum Befüllen des Frischwassertanks (Fresh Water Connection), zur direkten Einspeisung der Leitung in den Camper (City Water Connection) oder zum Spülen des Frischwassertanks (Sewer Tank Flusher). Eins haben die Anschlüsse alle gemeinsam: Ein 1/2" Innengewinde. Und dieses gilt es mit dem 1/2" Aussengewindes des Wasseranschlusses z.B. auf einem Campingplatz zu verbinden.

Dazu würde grundsätzlich ein einfacher Trinkwasserschlauch ausreichen. Doch besonders in den USA gilt es zu beachten, dass sowohl der Wasserdruck als auch die Wasserqualität massiv variieren können. Deshalb empfehlen wir euren Anschlussschlauch zusätzlich mit einem Druckregulierer (Pressure Regulator) und einem Wasserfilter (RV Water Filter) auszustatten. Denn eine geplatzte Wasserleitung kann einem den Urlaub genau so vermiesen, wie eine fiese Magenverstimmung.




Abwasser-Anschluss: 
Die Abwasseranschlüsse auf den Campingplätzen etc. bestehen in de Regel aus 3" PVC-Rohren, die am oberen Ende mit einem Innengewinde ausgestattet sind. Am Camper befindet sich ein Abwasseranschluss in der selben Dimension mit einem Bajonettverschluss. Die beiden Anschlüsse werden durch einen flexiblen und zusammenschiebbaren Abwasserschlauch, genannt "Sewer Hose", verbunden  Es gibt sie von verschiedenen Herstellern, in verschiedenen Längen und Farben, wobei das Kupplungssystem stets kompatibel ist.

Während man das eine Ende auf den Anschluss am Camper dreht, befindet auf der anderen Seite meist ein sogenannter "Clear Ellbow". Dieser transparente Kunststoff-Winkel dient zur optischen Kontrolle während der Tankentleerung, um festzustellen, ob immer noch "Feststoffe" aus dem Tank unterwegs sind. Gewöhnungsbedürftig, macht aber durchaus Sinn. Den "Clear Ellbow" verbindet man anschliessend mit einen Adapter, den man zuvor in das Gewinde des Abwasseranschluss im Boden eingedreht hat. Klingt vielleicht etwas kompliziert, es ist aber weitgehend selbsterklärend wenn man das ganze Material vor sich hat. Dieses Abwasser-System ist nicht nur auslaufsicher sondern bei richtiger Anwendung auch absolut Geruchsdicht! Für die Aufbewahrung, bzw. den Transport, lässt sich der Abwasserschlauch nach dem Entkoppeln mit entsprechenden Verschlusskappen dicht verschliessen.

Um Geld zu sparen rüsten einige Wohnmobil-Vermietungen ihre Camper mit einem Abwasserschlauch aus, der an einen Duschvorhang erinnert, den man zu einem Schlauch zusammengenäht hat. Funktioniert auch, man kann ihn allerdings nicht fix mit dem Abwasseranschluss im Boden verbinden. Man lässt ihn sozusagen reinhängen. Was wir da schon gesehen und gerochen haben ... echt lecker! Solltet ihr euch also zum Kauf eines brauchbaren Abwasser-Systems entscheiden, würden wir euch gleich ein Starter-Kit empfehlen. Denn dort ist all das oben beschriebene bereits enthalten und schont so die Reisekasse.

Zur Aufbewahrung und/oder für den Transport wird der Abwasserschlauch in ein Rohr geschoben, welches sich in aller Regel irgendwo unter dem Camper befindet. Neuere Camper werden in den meisten Fällen bereits damit ausgeliefert. Bei älteren Modellen, wie damals bei unserem ersten Wohnmobil (Jahrgang 2013), fehlt dieser "Luxus" oftmals. Doch zum Glück es gibt bei Wohnmobilen eine einfache Alternative. Denn die monströse vierkant Heckstossstange hat genau die richtige Grösse, um den Abwasserschlauch in sich aufzunehmen. Die seitlich angebrachten Kunststoffdeckel lassen sich ganz einfach entfernen und wieder aufstecken. Optional kann man sich auch einen Deckel mit Magnetverschluss nachkaufen. Allerdings sollte man darauf achten, dass der Deckel auch wirklich gut verschlossen ist. Ein wild im Fahrtwind hin und her flatternder Abwasserschlauch im Rückspiegel zu sehen ist wirklich keine Freude. Da können wir aus Erfahrung sprechen 😉.

Entleeren der Abwassertanks:
Das Ablassen der beiden Abwassertanks (Grauwasser und Schwarzwasser) geschieht über einen gemeinsamen Auslass an der Seite des Campers, der mit einem Schieberventil ausgestattet ist. Kurz dahinter werden die Grau- und Schwarzwasserleitungen zusammengeführt und jede dieser Leitung verfügt nochmals über einen eigenen Schieber. Auf diese Weise kann man das Schwarz- und Grauwasser separat ablassen, was im englischen als "Dumpen" bezeichnet wird. Und das hat einen guten Grund! Wenn man nämlich zuerst das Schwarzwasser abfliessen lässt, kann man die Leitungen danach mit dem weitaus appetitlicheren Grauwasser nachspülen. Also immer zuerst das Schwarzwasser und dann das Grauwasser ablassen!

Weiter sollte man die Schieberventile nie konstant geöffnet lassen, selbst wenn man fix an die Abwasserleitung angeschlossen ist. Der Grund ist, dass sich dadurch Feststoffe, allen voran das im nassen Zustand pampige Klopapier, viel leichter am Tankboden festsetzen können. Wir haben von Leuten gehört, bei denen sich ein regelrechter Klopapier-Berg im Schwarzwassertank gebildet hat. Irgendwann ging gar nicht mehr! Solange sich Flüssigkeit in den Tanks befindet, ist die Gefahr weitaus geringer. Auch wenn der Aufwand ein bisschen grösser ist, lohnt sich der Aufwand allemal die Tanks von Zeit zu Zeit zu manuell zu entleeren, anstatt sie permanent offen zu halten.
Als weitere Präventivmassnahme gibt es eine Flut von verschiedenen Tankreinigungsmitteln, die man nach jedem Entleeren in den Schwarzwassertank kippt. Es gibt sie in flüssiger Form oder als Tabs, in den Geschmacksrichtungen Lavendel, Orange, Zimt und weiss der Geier noch was. Ob die wirklich was nützen oder nur ein erfolgreicher Trick der Camperindustrie sind um noch mehr Geld zu verdienen, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Aber auch wir schmeissen sie nach wie vor kiloweise davon in den Tank.


Strom-Anschlüsse:

Die Ampere-Stärke auf nordamerikanischen Campingplätzen ist in 15, 30 und 50 Ampere abgestuft. Das entsprich bei der hiesigen Voltzahl (ca. 120 Volt) ungefähr 7, 15 und 25 Ampere in Europa.

Die meisten Stromanschluss-Boxen (Power Distribution Box) auf den Campingplätzen bieten alle drei Varianten an, wobei sich die Anschlussstecker bautechnisch unterscheiden.

Die meisten Camper in den USA sind mit einem 30 Ampere Anschlussstecker ausgestattet, was zum Betrieb der ganzen festverbauten Geräte (Klima, Mikrowelle, Heizung, etc.) ausreicht. 

Einige kleinere und meist abgelegene Campingplätze bieten jedoch lediglich 15 Ampere an. Damit lässt sich auch einiges Betreiben, wenn auch nicht unbedingt gleichzeitig. In diesem Fall braucht man einen Adapter. Es gibt sie mit Kabel oder einfach als Zwischenstecker, was in der Regel vollkommen ausreicht und dazu noch massiv günstiger ist. In seltenen Fällen steht einem nur der 50 Ampere Anschluss zur Verfügung. Meistens dann, wenn man noch einen der letzten Stellplätze auf einem Campingplatz ergattert, die eigentlich für die ganz grossen Camper-Kaliber vorgesehen sind. Auch für diesen Fall gibt es einen entsprechenden Adapter.

Wir würden empfehlen, euch für den Fall der Fälle gleich beide Adapter zuzulegen. Diese gibt es beispielsweise bei Walmart für schmales Geld zu kaufen.

Was beim Wasser der Druckregulierer ist, ist beim Strom der sogenannte "RV Surge Protector". Darüber, ob man dieses Gerät wirklich braucht, wird heftig und kontrovers diskutiert. Die Befürworter verweisen dabei auf die teilweise abenteuerliche Verkabelung der Stromverteiler, besonders auf schlecht gewarteten Campingplätzen. Die Gegenseite argumentiert damit, dass ohnehin jeder Camper nach der Einspeisung über einen FI-Schutzschalter verfügt. Wir haben uns jedenfalls gegen diese doch ziemlich teure Investition entschieden (zwischen 100 - 200 USD) und haben nie irgendwelche Probleme.

Noch ein kleiner Hinweis für Leute, die ihren eigenen Camper aus Europa einschiffen. Um die Unterschiede der beiden Stromnetze zu kompensieren, reicht in der Regel ein 115V auf 230V Converter und die entsprechenden Übergangsstecker. In welcher Ausführung und Stärke der Converter ausgelegt sein muss, kommt auf die Anzahl und Art der Geräte (Verbraucher) an. 2kW sollten es aber mindestens sein (3-4kW wenn man auf nichts verzichten will). Soweit wir wissen, hat die Netzfrequenz (Europa hat 50Hz / Nordamerika hat 60Hz) keinen negativen Einfluss auf die festverbauten Geräte.

Zum Schluss noch wichtiger Hinweis:
Die Steckdosen in den Stromverteilern sind meist mit einem Deckel vor der Witterung geschützt. Diesen Witterungsschutz wissen natürlich auch einige kleinere Tierarten zu schätzen. Besonders in den USA, wo es je nach Region auch giftige Tiere gibt, sollte man vor dem Öffnen also immer zuerst kurz anklopfen und höflich um Einlass bitten. Gleiches gilt übrigens auch für Niveau-Rampen, die man zum ausnivellieren des Campers unter die Räder legt. Immer zuerst „knock, knock“.
In Canada kann man von dieser Vorsichtmassnahme weitgehend absehen. Die Tiere die gefährlich werden können, wie z.B. Bär oder Wolf, müssten schon ziemlich gelenkig sein, um unter dem Deckel Platz zu finden 😉.


TV-Anschluss:
Ein Fernseher gehört wie vieles Weitere zur Grundausstattung eines amerikanischen Campers. Selbst die kleinsten Vehikel sind ab Werk mit einem TV und einer Klimaanlage ausgestattet. Die TV-Anschlüsse auf den Campingplätzen sind analog denjenigen aus Europa und lassen sich mit einem standardmässigen Coax-Kabel (Coax-Cable) verbinden.


Propan-Flüssiggas (LPG / Propane):
Etwas vorweg: Wer in Nordamerika nach „Gas“ fragt, erkundigt sich nach "Benzin". Möchte man Propan-Flüssiggas, fragt man nach „LPG“ oder „Propane".
Während praktisch alle Wohnmobile einen festverbauten Propan-Flüssiggastank haben, sitzen bei Wohnanhängern meist zwei Gastanks auf dem Deichsel.

Möglichkeiten seine Propanvorräte aufzufüllen gibt es diverse. Einige Campingplätze haben gleich eine eigene Station, aber auch Tankstellen, Baumärkte oder kleinere Geschäfte wie ACE Hardware und Traktor Supply bieten meistens Flüssiggas an. Je nach Anbieter werden die Flaschen entweder ausgetauscht oder aufgefüllt. Der Preis pro Gallone betrug 2019 rund 3$ pro Gallone (ca. 80 US Cent).

Die Krux besteht darin, dass meist nur ein paar wenige speziell geschulte Mitarbeiter das Auffüllen übernehmen dürfen. Wir haben schon mehrfach erlebt, dass genau wenn wir da waren der betreffende Mitarbeiter frei hatte. Man sollte also nicht bis zum letzten Tropfen warten und stets einen Plan B parat haben. Auch hierbei war uns die Allzweck-Reise App "AllStays" immer eine grosse Hilfe.

Gasflaschen bestehen ausnahmslos aus Stahl und sind mit einem sogenannten ACME-Anschluss ausgestattet. Die Flaschen gibt es in der 20, 30 oder 40 Pfund Variante, wobei bei Wohnanhängern und Gasgrills meist die 30 Pfund Variante im Einsatz stehen. 

Ein Hinweis für Reisende mit dem eigenen Camper aus Europa: Die Gasanschlüsse in den USA und Canada nennt man wie bereits erwähnt „ACME“. Entsprechende Adapter dazu kriegt man beispielsweise auf Amazon.