Tanken in den USA

Manch einer mag sich vielleicht fragen: Weshalb zum Geier wird dem Thema „Tanken“ einen eigener Blogbeitrag gewidmet. So zumindest hätten wir gedacht, wenn wir vor unserer Reise auf einen solchen Beitrag gestossen wäre. Doch in den USA ist Tanken ist nicht gleich Tanken.

Was findest du hier?

  • Zapfsäulen-Chaos
  • Wahrscheinlichstes Szenario an der Tankstelle
  • Weitere mögliche Szenarien
  • Benzinpreise
  • Benzin oder Diesel?

Das pure Chaos an den Zapfsäulen
In unseren Breitengraden funktioniert Tanken praktisch überall gleich simpel. Einparken, Zapfpistole rein, am Griff ziehen und arretieren, warten bis *klick*, ab zur Kasse. Bar, EC, Kreditkarte … egal, alles geht. In den USA sieht die Welt ganz anders aus. Grundsätzlich wird in den USA bei Tag und Nacht zuerst bezahlt und dann getankt. Und keine - wirklich KEINE - Tankstelle ist wie die andere. Mal funktioniert es mit Credit- und Debitkarte, mal nur mit Debit - mal muss man einen ZIP-Code und den Kartencode eingeben, mal nur den Kartencode (aber nicht mal das ist sicher) - mal darf man selber tanken, mal ist das anscheinend verboten. Zugegeben, Letzteres ist uns nur einmal passiert, das hat aber seine Spuren hinterlassen. Nachdem ich irgendwo im Staate Idaho die Zapfpistole eigenmächtig aus der Halterung gezogen habe, kam ein besonders beflissener Tankwart im Eilschritt auf mich zu. Mit ernstem Gesichtsausdruck fragte er, ob mir eigentlich bewusst sei, dass das gesetzlich verboten ist und die Strafe dafür sehr hoch sei? Das dürften hier nur Tankwarte. Dafür haben wir nirgendwo einen Beleg gefunden, kann aber gut sein, dass genau dieses spezielle County eine solche Vorschrift erlassen hat. An den US-Zapfsäulen hört man irgendwann auf, sich zu wundern.

Wahrscheinlichstes Szenario an der Tankstelle
Bei knapp der Hälfte der Tanksäulen lief der Tankvorgang es wie folgt ab: Nachdem man die Kreditkarte in den Schlitz geschoben hat, muss man sich erstmal für einen Kartentyp entscheiden. Wir waren ausschliesslich mit Kreditkarten unterwegs, daher können wir nur diesen Weg beschreiben. Danach wird man aufgefordert, einen 5-stelligen ZIP-Code einzugeben. Normalerweise gibt man dort die Postleitzahl seines Wohnsitzes ein. Wir haben uns für die Postleitzahl von Lakeland Florida entschieden. Dort hatten wir unsere Postadresse und daher fühlen wir uns irgendwie mit ihr verbunden. Uns wurde mal gesagt, dass Touristen ohne Wohnsitz den Code 99999 eingeben können. Das hat aber ehrlich gesagt nur ein einziges Mal funktioniert. Dann folgt der Kartencode, worauf man den Tankvorgang starten kann. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass dieser eher unkomplizierte Ablauf am häufigsten bei Tankstellen der Kette „76“ funktioniert hat.

Weitere mögliche Szenarien
Oft scheiterte es aber bereits nach der Eingabe des ZIP-Codes. Ein Tankwart hat mal gemeint, das könne an der ausländischen Kreditkarte in Kombination mit einer US-Postleitzahl liegen. Wer weiss das schon. „See Cashier“ ist das nächste, was dann auf dem Display erscheint. Heisst: Ab in den Shop um das Benzin am Tresen zu bezahlen. Hier folgt dann gleich die nächste Überraschung. Der Kassierer möchte von einem wissen, für wieviel Geld man denn tanken möchte. Die ersten paar Male stand ich dann ziemlich bedröppelt da. Was weiss denn ich, wieviel Luft gerade noch im Tank ist und dann ist da noch die Geschichte mit der Umrechnung von Liter in Gallonen und obendrauf sollte man in die Formel ja auch noch den aktuellen Gallonen-Preis miteinbeziehen. Irgendwann hat man den Dreh allerdings raus und weiss, wieviele Striche auf der Tankuhr wieviel Gallonen „Luft“ im Tank entsprechen. Kurz mit dem Gallonenpreis multipliziert ergibt das einen relativ genauen Wert. Klar wird der nichtbenötigte Restbetrag direkt wieder auf die Kreditkarte zurück verbucht. Uns war es jedoch lieber, einen möglichst präzisen Betrag zu bezahlen. Denn bis wir gemerkt hätten, dass sie uns über’s Ohr gehauen haben, wären wir meilenweit entfernt gewesen. Die Benzinbestellung in einem solchen Fall hörte sich dann ungefähr so an: „Pump Number 7. Gas for 120 Dollar please“. Karte rein, bezahlen, zurück zur Säule und tanken. Es gab auch noch weitere technische Probleme, die früher oder später mit dem Hinweis „See Cashier“ geendet haben. Die Inakzeptanz des ZIP-Code war aber mit Abstand am meisten vertreten.

In ganz seltenen Fällen muss man weder einen ZIP- noch eine Kartencode einzugeben, an anderen Tankstellen wurden an der Säule wie auch am Schalter nur Debitkarten akzeptiert und nicht selten fehlte dieser nette Arretierhebel, ohne den man sich während des Tankvorgangs eine Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk holt. Besonders wenn der Tank 200 Liter fasst, wie der unsere. 

Vielleicht versteht ihr nun den Ursprung dieses Berichtes. Nichts ist hier unmöglich und vielleicht hilft es euch, etwas vorbereiteter zu den ersten Tankstopps zu erscheinen.

Benzinpreise
Während sich bei uns die Benzinpreise, zumindest in einem gewissen Radius, ungefähr ähneln, kann es in den USA sein, dass die Tankstelle auf der anderen Strassenseite das Benzin 15 Cent günstiger verkauft. Klar ist das auf die Gallone gerechnet und macht auf den Liter nur ein paar Rappen aus. Aber wenn man mit dem Camper unterwegs ist, tausende Meilen bei 26 Liter pro 100km abspult und einen 200 Liter Tank hat, kommt auf Dauer ganz schön was zusammen. Google Maps zeigt einem beispielsweise in einem gewünschten Gebiet nicht nur alle Tankstellen an, sonder liefert meist auch gleich den aktuellen Benzinpreis. Kurz rechts ranfahren um dort mal reinzuschauen, kann sich wirklich lohnen.

Generell gesagt, ist das Benzin in den USA wirklich extrem günstig. Wir hatten Benzinpreise zwischen 1.90 USD die Gallone (0.50 CHF pro Liter / Texas), bis hin zu 4.00 USD (1.05 CHF pro Liter / Californien). Allgemein ist die Westküste ist dabei eher die Preishochburg, während der Süden der unangefochtene Discounter unter den Benzinlieferanten ist. Zumindest haben wir das so auf unserer Reise wahrgenommen.


Ebenfalls spannend sind die unglaublichen Preisschwankungen. Dass der Benzinpreis teilweise im Stundentakt hoch und wieder runter geht, ist nichts aussergewöhnliches. Ganz extrem haben wir das in Canada erlebt, wo der Benzinpreis innerhalb eines halben Tages um 30 kanadisch Cent gestiegen ist.

Benzin oder Diesel?
Die Anomalie, dass Diesel teurer ist als Benzin, beherrscht nicht nur die Schweiz. Auch die USA macht da mit. Diesel kann je nach Tankstelle schon mal rund 50 Cent teurer sein als Benzin. Allerdings wieder pro Gallone, was ungefähr der Preisdifferenz in der Schweiz von etwas mehr als 0.10 CHF pro Liter entspricht. Auf die Distanzen, die man in den USA zurücklegt, kann sich der Diesel unterm Strich aber auszahlen. Wir sahen vor allem neuere Miet-Camperfahrzeuge, die mit einem Dieselmotor ausgetattet waren. Auf dem Occasionsmarkt haben wir jedoch fast nur Benziner gefunden.



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