Wohnmobilkauf in den USA


Bei den Vorbereitungen zu einer solchen Reise gelangt man zwangsläufig über das „Wann“ und „Wohin“ zu der Frage „Wie“. Die Art, wie man ein Land, einen Kontinent oder was auch immer erkunden möchte. Besonders wenn man nicht über eine munter vor sich hinsprudelnde Geldquelle verfügt, spielt der finanzielle Aspekt dabei vermutlich eine nicht unerhebliche Rolle. Insbesondere dann, wenn die Reise über die durchschnittliche Urlaubsdauer hinaus geht.

Die Tatsache, dass die USA und Canada für die romantische Version des „Backpacking“, wie man es z.B. von Australien oder einigen asiatischen Ländern her kennt, eher ungeeignet ist, war für uns eher weniger der Grund diese Reiseart abzulehnen, als die Tatsache, dass wir keine Zwanzig mehr sind, 2 Kindern haben und einen gewissen Komfort durchaus zu schätzen wissen. Auch der Gedanke daran, ein Auto zu mieten (oder zu kaufen) und damit von Motel zu Motel zu „hoppen“, stiess nicht nur wegen dem gleichnamigen Grusel-Streifen auf breite Ablehnung. So war die finale Entscheidung, die Reise mit einem Camper anzutreten, vermutlich nur eine logische Schlussfolgerung, geprägt durch einem gesunden Mix aus finanzieller Überschaubarkeit, grosser Flexibilität, einem gewissen „Zuhause-Gefühl“ und natürlich Komfort.

Camper-Arten - die Qual der Wahl:
Während die Frage "Wie?" für uns schnell geklärt war, stellte uns die Nächste vor eine wahre Flut von kniffligen Entscheidungen. Wer sich schon mal auf dem amerikanischen Camper-Markt umgesehen hat, versteht von was wir sprechen.
Die Fülle an verschiedenen Campertypen, den sogenannten RV's (Recreational Vehicle), ist enorm. Camper-Van (Camperbus), Wohnkabine (Pickup Camper), Wohnwagen (Holiday Trailer), 5th Wheel (Wohnauflieger), Wohnmobil (Motorhome - Class A, B, C) ... in allen Grössen, Farben, Formen und Variationen. Und auch bei der der Ausstattung und den ganzen Optionen macht das Camper-Business dem amerikanischen Motto "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" alle Ehre! Im Folgenden werden wir versuchen, euch die Eigenheiten der einzelnen Gefährte, sowie deren Vor- und Nachteile aufzuzeigen. Natürlich gilt auch hier der Grundsatz, dass Geschmäcker und Einschätzungen immer subjektiv sind. 

Camper-Van und Wohnkabine:
Auf Camper-Vans, diese zum Campingmobil umgebauten Kleinbusse, trifft man in den USA erstaunlich selten. Vermutlich liegt das daran, dass ihm der sogenannt "Pick-Up Camper" (Wohnkabine) den Rang abgelaufen hat. Und wie wir finden absolut zurecht! Dieser durchdachte und mit allerlei Features (wie z.B. Slideouts) ausgestattete Wohnaufsatz für Pickups ist wirklich eine technische Meisterleistung. Selbst das Abtrennen der Wohnkabine vom Pickup geht ruckzuck und im Nu hat man einen eigenständigen fahrbaren Untersatz. Als rollendes Heim für einen Solo- oder Pärchen-Trip wäre es vermutlich unsere erste Wahl gewesen. Aber für eine vierköpfige Familie ist er dann doch etwas zu gesellig!

Wohnwagen oder Wohnmobil:
Ob der Wohnwagen oder das Wohnmobil die besser Wahl ist, darüber streiten sich die Geister auch in Europa bereits seit Jahren. Sieht man mal von den Anschaffungs- und Unterhaltskosten ab, haben beide ihre Vor- und Nachteile. In unseren Augen spricht für den Wohnwagen, dass man durch das separate Zugfahrzeug einiges flexibler ist, während man in einem Wohnmobil entspannter auf längeren Strecken unterwegs ist. Besonders wenn man Kindern hat, weiss man den Wert einer stets verfügbaren und zugänglichen Toilette sowie einem allzeit erreichbaren Kühlschrank sehr zu schätzen! Ein weiterer Punkt der für das Wohnmobil spricht, ist die Tatsache, dass sich die Kids auf längeren Fahrten am Esstisch sitzend einiges kreativer und freier austoben können, als auf den Rücksitz eines Autos geschnallt. Und wir hatten definitiv vor, einige Meilen zurückzulegen. So fiel unsere Entscheidung letztendlich klar zu Gunsten des Wohnmobils aus. Und zwar ein Wohnmobil "Class C".
Anmerkung: Wohnmobile in Nordamerika werden in Klassen (Classes) unterschieden. "Class A" sind die rollenden Luxus-Reisebusse, die bis zu 45 Fuss (knapp 14 Meter) und länger sein können. "Class B" und "Class C" unterscheiden sich oft massgeblich nur dadurch, dass die "Class B" keinen Alkoven hat und tendenziell eher kompakter gebaut ist. Da sie oft Massanfertigungen sind, sind sie preislich jedoch oft teurer. Die "Class C" ist das meistgesehene Wohnmobil in den USA, besonders im Tourismusbereich. Das Längenspektrum beträgt dabei meist so zwischen 20 und 32 Fuss (knapp 6 - 10 Meter).

5th Wheel:
Der aufgeweckten Leserschaft dürften nicht entgangen sein, dass wir genau ein solches Platz- und Preiswunder nach dem Verkauf unseres Wohnmobils zusammen mit einem Pickup nach Europa verschifft haben. Es ist einfach unglaublich, was einem darin für relativ schmales Geld geboten wird. Dadurch dass die Nase (Frontpartie), die in der Regel mehr als die Hälfte des Schlafzimmers beherbergt, nach dem Ankoppeln über der Pickup-Ladefläche liegt, ist man kompakt unterwegs, hat aber trotzdem unglaublich viel Wohnraum. Von der umfangreichen technischen Ausstattung und dem vielen Stauraum mal ganz abgesehen. Weshalb wir uns für die Reise trotzdem für ein Wohnmobil entschieden haben, liegt sicher auch daran, dass wir dieses in Europa praktisch unbekannte Gefährt erst im Verlauf der Reise richtig kennen und schätzen gelernt haben. Mit dem Wissen von heute würde der Entscheid jedoch vermutlich wieder, aber nur sehr knapp, zu Gunsten des Wohnmobils ausfallen. Denn die oben genannten Vorteile eines Wohnmobils gegenüber einem Wohnwagen, insbesondere wenn man lange Strecken mit Kindern zurücklegt, dominieren auch gegenüber einem 5th Wheel.

Preise:
Ihr habt sicher bemerkt, dass wir selten auf die preislichen Vor- und Nachteile der einzelnen Campertypen eingegangen sind. Das auch einen guten Grund. Je nach dem wo und wie man sich informiert, gibt es da grosse Unterschiede. Besonders wenn man sich für ein gebrauchtes Fahrzeuge entschieden hat. Man kann Glück haben und ein Schnäppchen in guten Zustand erwischen oder eine völlig überteuerte rollende Baustelle. Wenn ihr euch entscheidet, in den USA einen Camper zu kaufen, lasst euch nach der Ankunft genug Zeit den Markt in Ruhe abzuchecken. Gleiches gilt auch für das Zugfahrzeug (wenn nicht als Set angeboten), solltet ihr euch für einen Wohnwagen, 5th Wheel, Wohnwagen oder Pickup-Camper entscheiden. Was allerdings sicher ist, dass die Preise teilweise deutlich unter den europäischen liegen. Als Beispiel kriegt man einen 8-10 Meter Wohnwagen, mit allem Zubehör, Slideout, Aussenküche, Klima, Backofen, Herd, Mikrowelle, etc. neu bereits zu einem Preis von rund 19'000 USD. Dies einfach als kurz als Schuhnummer, an der man sich orientieren kann.

Verschiffen, Mieten, Kaufen?
Verschiffen:
Wie gesagt, wenn man die Preise der Wohnmobile in den USA mit Europa vergleicht wird schnell klar, dass es sich nicht lohnt hier eines zu kaufen und danach in die USA zu 
verschiffen. Erst recht nicht, wenn man noch an die Kosten für den Transport denkt. Die ausserdem notwendigen Anschaffungen, um den dort üblichen Strom- und Gasanschlüssen gerecht zu werden, fällt da schon fast nicht mehr in's Gewicht. Für Leute die hier bereits ein Wohnmobil besitzen könnte es sich je nach Reisedauer allerdings lohnen. Eine Faustregel besagt, dass sich das Verschiffen ab einer Reisedauer von 2-3 Monaten auszahlt.

Wie läuft das mit dem Verschiffen?
Dies sind unsere Erfahrungen bei der Verschiffung unseres Gespanns Ende 2019 von Jacksonville (FL / USA) aus nach Bremerhaven (DE). Aktuell sind wir gerade wieder dabei, unser Gespann zurück in die USA zu verschiffen und haben gemerkt, dass die Rahmenbedingungen und Preise von Spedition zu Spedition stark variieren können. Es kann also gut sein, dass eure Spedition euch ganz andere An- oder Vorgaben macht, als wir hier beschreiben. Wer sein Fahrzeug verschiffen will, sollte sich an eine Spedition wenden, die damit Erfahrung hat. Es lohnt isch auf jeden Fall, mehrere Offerten von verschiedenen Speditionen einzuholen. RoRo (Roll On / Roll Off) nennt sich der Transport von Fahrzeugen per Schiff. Die Kosten dafür variieren stark und hängen nebst der Spedition auch vom Zeitpunk des Transports ab. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass Ende Jahr nicht die beste Zeit dafür ist. Angeblich wird da versucht, den über das Jahr aus den Fugen geratene Fahrplan wieder in's Reine zu bringen. Auslaufbereite Schiffe müssen im Hafen warten, damit Anfang Jahr die Reihenfolge und damit der Fahrplan wieder stimmt. Und wo das Angebot knapp ist, gehen auch die Preise mangels Konkurrenz nach oben. Wer es betreffend den Preisen etwas genauer wissen will oder ein paar gute Tipps für brauchbare Speditionen braucht, kann sich gerne
bei uns melden.
Leider ist es kein Gerücht, dass auf dem Transport Sachen aus den Fahrzeugen gestohlen werden. Dies ist auch der Grund, weshalb es einige Reedereien mittlerweile verbieten, persönliche Ware in den Fahrzeugen zu verschiffen. So mussten wir unseren Haushalt in einem separaten Container verschiffen lassen und durften nur das Nötigste im Fahrzeug lassen. Leider haben am Ende selbst davon ein paar Sachen gefehlt. Wir würden auch empfehlen, die Kontrollschilder nach der Ablieferung am Hafen zu entfernen und z.B. im Koffer mitzunehmen.

Beim Mieten gibt es zwei Arten. Die klassische Mietvariante oder die Langzeitmiete mit einem entsprechenden Rückkaufvertrag. Das klassische Mieten stand bei einer Reisedauer von einem Jahr aus Kostengründen komplett ausser in Frage. Wir haben Leute getroffen, die haben für einen 5-wöchigen Trip knapp 10'000 USD bezahlt. Man rechne ...
Die Langzeitmiete funktioniert grundsätzlich wie ein Fahrzeug-Leasing. Man macht eine Anzahlung, vereinbart eine Kilometerbeschränkung und einen Rückkaufwert am Ende der Reise. Grundsätzlich keine schlechte Variante, da man den Abschreiber, was sozusagen einem Mietwert entspricht, relativ gut abschätzen kann und man sich am Ende nicht um den Verkauf kümmern muss. Der Grund weshalb wir uns dagegen entscheiden haben, war unser Wunsch nach absoluter Unabhängigkeit. Wir wollten uns in einem Schadenfall weder mit dem Eigentümer und dessen Versicherung herumschlagen müssen (Grobfahrlässigkeit ist immer ein dehnbarer Begriff), noch wollten wir anfangen Kilometer zu zählen. Besonders die Überschreitung der vereinbarten Kilometer kann schnell teuer werden. Und nicht zuletzt sollte es unser Heim für ein ganzes Jahr werden. Um sich dabei auch richtig Zuhause zu fühlen, ist manchmal die eine oder andere Anpassung an der Einrichtung (innen wie aussen) nötig. Insgesamt hätte uns diese Variante zu sehr einschränkt und barg zu grosse Risiken. Wenn einem ein Fahrzeug nicht gehört, kann es besondres im Ausland bei einem Schadenfall schnell kompliziert und teuer werden. So entscheiden wir uns letztendlich gegen die klassische Miet- oder Leasing-Variante.
Kleiner Tipp am Rande: Wir haben Leute getroffen, die für unglaublich wenig Geld mit den grössten, schönsten und neusten Wohnmobilen unterwegs waren. Überführungsfahrten von Kunden nennt man das. Dabei lassen Campervermietungen ihre bestellten Neuwagen direkt vom Kunden beim Hersteller abholen und zu einem festgelegten Datum anliefern. Im Gegenzug kann der Kunden relativ günstig und luxuriös in dem nagelneuen Gefährt ein paar Wochen Urlaub verbringen. Natürlich obliegt das ganz einer Kilometer- und Datumsbeschränkung und auch mit der Route ist man relativ eingeschränkt. Aber wer gerne mal ein paar Wochen günstig Camperurlaub machen will, sollte diese Variante unbedingt prüfen.

So war es also entscheiden: Wir kaufen uns ein Wohnmobil in den USA. Natürlich war klar, dass wir nach einem gebrauchten Gefährt Ausschau halten. Abgesehen von den Anschaffungskosten wäre bei einer Reise-, bzw. Besitzdauer von einem Jahr der Abschreiber viel zu gross. Ausserdem wollten wir auch möglichst wenig Reisekapital an das Fahrzeug binden.
Für ein solches Unterfangen gibt es in den USA wohl keinen besseren Ort, als die Region um "Tampa", im "Sunshine State Florida". Dicht an dicht buhlen dort die grössten Händler der USA um die Gunst der rollenden Kundschaft. Und wo das Angebot gross ist, sind die Angebote in der Regel auch besonders gut. So haben wir uns erstmal für die ein paar Tage einen Mietmagen und ein Appartement in dieser Region als Stützpunkt gemietet. Mit einem Budget, welches wir uns mal grob anhand von ein paar Internet-Angeboten zurechtgelegt hatten sowie einer ungefähren Vorstellung von einem Wohnmobil, starteten wir unsere Suche gleich bei vier der grössten Anbietern der USA: Lazydays, General RV, Campingworld und RV One.
Die Areale, auf denen unzählige Fahrzeuge zum Kauf bereit stehen, sind wirklich beeindruckend! Die Berater zwar selten kompetent, dafür stets freundlich, die Fahrten mit den Golf-Carts machten Spass und die Kids freuten sich über tonnenweise Gratis-Popcorn. Aber alles ist sehr hektisch und man spürte förmlich den Erfolgsdruck, der auf den Verkäufern lastet. Am Ende stand für uns fest, dass wir mit unserem Budget bei den "Grossen" wohl kein Wohnmobil nach unseren Vorstellungen finden würden.
Als nächstes klapperten wir erneut die Online-Plattformen ab, wo wir ja ursprünglich unsere Preisvorstellung her hatten. Und tatsächlich, fanden wir erneut einige ganz attraktive Angebote. Doch leider entpuppten sich die meisten bei genauerem hinsehen nicht als das Schmuckstück, als das es angepriesen wurde. Ausserdem waren viele der Inserenten schwer oder gar nicht erreichbar oder sie meldeten sich plötzlich nicht mehr zurück. Alles in allem hatten wir kein gutes Gefühl bei der Sache und von einem Privatanbieter im Nachhinein Garantieleistungen einzufordern, wird besonders für Ausländer mit beschränkter Visumsdauer wohl auch eher schwierig.
Grosshändler und Online-Angebote schieden also aus. So machten wir uns an die 3. Option, die vielen kleineren Händler in der Region. Ein Inserat brachte uns dabei zu einer in Lakeland ansässigen Firma namens "Gerzeny’s RV World". Ein Betrieb, der, wie sich herausstellte, noch komplett in Familienbesitz ist. Und das spürte man nicht nur am allgemein respektvollen Umgang innerhalb der Belegschaft, sondern auch am freundschaftlichen Verhältnis zwischen unserem Verkaufsberater und seinem Manager. Eine echte Seltenheit! Denn die Verkaufsberater haben bei Preisverhandlungen so gut wie keinen Spielraum. Er ist sozusagen ein produktberatender Preis-Bote. Jedes Gegenangebot des Kunden muss umgehend mit dem Manager abgesprochen werden und dieser entscheidet dann praktisch im Alleingang darüber, ob und wieviel Preisnachlass er dem Kunden noch gewährt. Man kann sich vorstellen wie entgegenkommend der Manager ist, wenn er dem Verkäufer seine Provision missgönnt.
Bei "Gerzeny’s RV World" fühlten wir uns zum ersten Mal auch nicht wie eine Provision auf Beinen,  sondern wie Kunden, denen man auch aktiv zuhört. In Windeseile fanden wir so trotz der beschränkten Auswahl das perfekte Wohnmobil für uns und auch der anfänglich zu hohen Preis fiel in einem harten aber fairen Verandlungs-Duell schnell auf ein akzeptables Mass. Am Ende des Tages hatten wir uns nicht nur in einen 31 Fuss "Coachmen Freelander" auf der Basis eines Chevrolets verliebt sondern auch gleich reserviert.

Versicherung / Fahrzeugzulassung (Kontrollschilder):
Auch wenn man verschiedene Sachen liest, das wichtigste und einzigste was man wirklich braucht, ist eine Postadresse. Denn die Bedingungen, um mit einem Fahrzeug am Verkehr teilnehmen zu dürfen, sind vermutlich überall auf der ganzen Welt gleich. Ohne Versicherung keine Kontrollschilder und ohne Kontrollschilder darf man nicht auf die Strasse. Und für all das braucht man eine Wohn-, bzw. Postadresse. Es gib viele Wege, an eine solche zu gelangen. Denn soweit wir gesehen haben, wird diese weder verifiziert noch sonst was. Also kann es grundsätzlich auch die Adresse eines Appartements oder sonst was sein. Das Problem ist nur, dass man jemanden braucht, der einem die Post später nachsendet. Besonders dann, wenn es um die Kontrollschilder geht und man nicht noch 3 Wochen rumsitzen und Däumchen drehen möchte. Denn solange dauert es, bis man seine definitiven Kontrollschilder per Post zugeschickt bekommt. Davor kriegt man erstmal nur ein temporäres Kontrollschild (Temporary Plate). Ein relativ schlichtes, kartonartiges Ding, auf welchem noch nicht die definitive Kontrollschildkennung aufgedruckt ist. Die richtigen Kontrollschilder werden dann wie gesagt 3 Wochen später an die angegebene Adresse geschickt und müssen dann umgehend angebracht werden. Wir hatten das Glück, dass unser Fahrzeugverkäufer uns gleich auch noch seine Firmenadresse als Postadresse zur Verfügung stellte - Postnachsendungen inklusive. So konnten wir gleich mit der Reise starten und erhielten unsere richtigen Kontrollschilder irgendwann schön in einem Päckchen nachgeschickt.
Wir waren letztendlich nicht nur wegen den Kontrollschildern froh, eine Postadresse mit Nachsendegarantie zu haben. Auch wenn vieles elektronisch geregelt werden kann, so kam ab und zu doch noch wichtige Post auf dem herkömmlichen Weg angeflogen. So z.B. auch, als wir die Visaverlängerung beantragt haben.
Wenn es rein um die Kontrollschilder geht und man kein Problem damit hat 3 Wochen zu warten, könnte es vermutlich auch mit einer temporär angemieteten Appartement-Adresse klappen. Empfehlen würden wir das allerdings nicht. Zumal man nie weiss, wann man auf der Reise noch Post von den Behörden bekommt (z.B. wenn man eine Busse o.Ä. kriegt). Wir würden also dringend empfehlen, an eine Adresse zu gelangen, von wo aus man bei einem Posteingang informiert wird. Fragt euren Fahrzeughändler oder jemanden den ihr kennenlernt (und vertraut), denn die Amerikaner sind in solchen Angelegenheiten sehr unkompliziert und hilfsbereit.

Fahrzeugversicherung:
Betreffend den
Versicherungen, so hatten wir im Vorfeld bereits einige Anbieter ins Auge gefasst, welche verschiedenen Berichten zufolge auch Nicht-US-Bürgern versichern. Das ist leider wirklich keine Selbstverständlichkeit. Dabei haben wir viel Positives über eine Gesellschaft mit Namen "Progressiv" gelesen. Nach dem ersten Telefonat mit dem Agenten, blitzen wir jedoch eiskalt ab. Unser Fehler war, dass wir wahrheitsgemäss angegeben haben, dass wir in dem Wohnmobil leben wollen. Tut das ja nicht! Anscheinend gehört man dann in eine ganz andere Kategorie, die nicht so gerne versichert wird. So gaben wir beim nächsten Telefonat mit bei der "Good Sams" Versicherungsgesellschaft an, dass wir das Wohnmobil nur zu Urlaubszwecken benutzen. Und siehe da ... es hat problemlos geklappt. Alles wird direkt am Telefon besprochen und auch gleich bezahlt (!!!) und so hatten wir in weniger als einer halben Stunde unsere dringen benötigte Versicherungspolice im Mail-Postfach.
Mit der Versicherungsgesellschaft "Good Sams Insurance" waren wir grundsätzlich sehr zufrieden. Wir haben sie zwar nur einmal beansprucht, als wir kurz vor Ende der Reise unser Wohnmobil wieder verkauften und dazu die Windschutzscheibe ersetzen mussten, doch das hat reibungslos funktioniert.

Fahrzeugzulassung / Kontrollschilder:
In der Regel meldet der Händler das Fahrzeug bei der Zulassungsstelle an, bei dem ihr das Fahrzeug gekauft habt. Falls euch das nicht angeboten wird, sprecht ihn darauf an! In der Regel ist das kostenlos und man übernimmt das Fahrzeug am Ende mit dem temporären Kontrollschild. Falls das nicht möglich ist (z.B. wegen Privatkauf), fragt den Verkäufer wie, was und wo. Soweit wir wissen, muss dieser sowieso mit zur Zulassungsstelle zwecks Umschreibung.
Kleiner Anekdote am Rande: Nicht erschrecken. In den meisten Bundesstaaten hat man nur ein Kontrollschild am Heck. Es wurde also nichts vergessen ;-).

Preisgestaltung beim Fahrzeugkauf:
Grundsätzlich gilt: Die Preise sind verhandelbar. 10% Nachlass auf den angeschriebenen Preis sollte in der Regel immer drin sein! Die Händler werden versuchen, den Preisnachlass mit Zusatz- oder Sonderpacketen zu kompensieren. Bleibt freundlich aber hartnäckig, am Ende hat man oft beides. Oben drauf kommen dann noch die in dem jeweiligen Staat geltenden Taxen (Taxes). In Florida waren es 6%, was im Durchschnitt der USA liegt.

Internationaler Führerschein:
Ein internationaler Führerschein ist unbedingt nötig. Den bekommt man im Heimatland bei der Zulassungsstelle schnell und unkompliziert.

Service / Wartung /TÜV:
Während man bei uns einem regelmässigen Fahrzeugkontroll-Zyklus unterliegt (TÜV / Vorführtermin), wurde dies (soweit wir wissen) in allen US-Bundesstaaten abgeschafft. Auch diese neue Religion, die Wartungs- und Serviceintervalle, gibt es so in den USA in dem Umfang nicht. Überall gibt es Ölwechsel-Stationen, wo man sich im Drive-Through das Öl wechseln wechseln lassen kann. Aussteigen ist dabei verboten! Soviel wir mitbekommen haben, liegt darin der einzig wirkliche Wartunsintervall eines Amerikaners. Wie es dabei genau in Canada aussieht, können wir leider nicht sagen.

Reifenwechsel:
Unsere erste Investition in unser Wohnmobil, war der Austausch aller 6 Reifen. Nicht dass sie abgefahren gewesen wären, aber die Jahre unter Florida's Sonne hatten ihnen etwas zugesetzt und wir wollten nichts riskieren. Nach einigen Abklärungen empfahl man uns eine Walmart-Garage aufzusuchen. Deren Supercenter haben tatsächlich auf der Rückseite meist noch eine eigene Werkstatt, in der so ziemlich alles schnell und kostengünstig repariert werden kann. Leider ist man mit einem Wohnmobil für viele Einfahren zu hoch und/oder die Hebebühnen sind nicht für das Gewicht ausgelegt. Da muss man vorab kurz anfragen. Wir hatten das Glück, dass die Mechaniker bereit waren, die Reifen draussen zu wechseln. Weitere Anlaufstellen für Reparaturen sind sonst die ganzen Camper-Händler oder im Notfall eine Lastwagengarage.

Fazit:
Dies sind unsere persönlichen Erfahrungen, welche wir im Januar 2019 in Florida gemacht haben. Wir würden nicht sagen, dass wir alles auf Anhieb richtig gemacht haben und teilweise waren wir auch der Verzweiflung nahe. Aber letztendlich hat sich alles wunderbar zusammengefügt und wir waren froh, den Weg des "Kaufes" gewählt zu haben! Unsere "Bismarck" (Kosename unseres Wohnmobils) hat uns stets gute Dienste geleistet und war uns ein (ver)trautes Heim auf unserer Reise.

Wenn ihr noch Fragen habt oder wir euch sonst weiterhelfen können, könnt ihr uns gerne kontaktieren.



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