Kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten:

Im Gegensatz zu weiten Teilen Europas bestehen in den USA und Canada noch diverse Möglichkeiten, in seinem Camper legal und kostenlos die Nacht zu verbringen. Sei es auf dem Parkplatz eines Supermarktes oder im Matten Schein einer Tankstelle (Free Overnight Parking) sowie natürlich auch draussen in der schönen Natur (Boondocking / Dry Camping). Hier einige Beispiele, mit denen wir die besten Erfahrungen gemacht und dabei eine Menge Geld gespart haben.

Zu Gast bei Walmart, Truckstop & Co:

Beginnen wir mit der eher unromantischen Variante des Übernachens für lau, bzw. umsonst. Dem Free Overnight Parking. Eine Variante, die wir hauptsächlich für kurze Zwischenstopps auf längeren Etappen oder in Ermangelung an annehmbaren und/oder finanziell erschwinglichen Alternativen genutzt haben. Einige Supermarkt-, Restaurant- und Tankstellenketten haben sich dabei als besonders vielversprechende Anlaufstellen erwiesen. Wobei man sich nicht generell darauf verlassen kann, in jeder Filiale gleichermassen willkommen zu sein. 

Die grössten Chancen hat man unserer Erfahrung nach auf einem Parkplatz der zahlreichen Walmart Supercenter oder einem der grösseren Truck-Stops, wie z.B. Love's oder Pilot. Doch auch die Detailhandelskette Cosco oder die Restaurant-Kette Cracker Barrel sind bekannt dafür, dass sie zum Grossteil das ziehende Campervolk auf ihren Parkplätzen willkommen heissen. Und last but not least gibt es natürlich noch vereinzelte Raststätten (Rest Areas) entlang der Hauptverkehrsachsen, wo man sich zwischen die Lastwagen zur Nachtruhe quetschen kann. Die Aufzählung ist natürlich nicht abschliessend, unseren Erfahrungen nach sind diese Adressen jedoch in der Regel am Erfolgsversprechendsten

Doch wie bereits erwähnt, gibt es dabei immer wieder Ausnahmen in der Regel. Und der Willkommens-Faktor scheint tatsächlich rein im Ermessen der jeweiligen Geschäftsführung zu liegen. Es scheint generell sowas wie drei Stufen zu geben: "Willkommen", "Geduldet" (bzw. wir kucken nicht hin) oder eben "Unerwünscht". Letzteres wird dann in der Regel auch klar mit "No Overnight Parking" ausgeschildert und wir würden davon abraten, dort trotzdem zu nächtigen.
Im Gegenzug dazu gibt es aber leider keine "Overnight Parkers Welcome" Schilder. Ein relativ zuverlässiger Indikator für die Willkommeskultur ist ein Blick auf die Parkplatzbelegung. Stehen da bereits weitere Camper und/oder Lastwagen, kann man sich ziemlich sicher sein, dass man hier ungestört übernachten darf. Im Zweifelsfall kann man auch einfach kurz nachfragen gehen.

Es gibt aber auch einen ganz einfachen und zuverlässigen Weg, um diese Abklärungen bereits im Vorfeld zu tätigen. Die hier bereits oft empfohlene Reise-App "AllStays" teilt einem nicht nur mit, ob und unter welchen Umständen man willkommen ist, sie leitet einen auch direkt zum Bestimmungsort und dank der Kommentarfunktion kann man sich schon mal ein grobes Bild der Gesamtsituation vor Ort machen. Denn es gibt definitiv Gegenden, wo man nicht zwingend die Nacht verbringen will, selbst wenn man noch so willkommen ist. Auf diese sowie einige weitere nützliche Apps gehen wir in der Rubrik Reise Apps noch etwas genauer ein.

Fazit zu dieser Art des Übernachtens: Grauer Betonbelag im fahlen Parkplatzlicht strahlt selten einen üppigen Charme aus. Und sehr oft sind diese Parkplätze auch nichts, was man als "lauschiges Plätzchen" bezeichnen würde. Vor allem nicht auf den rund um die Uhr geöffneten Walmart-Supercenter Parkplätzen. Denn dort herrscht immer irgendwelcher Betrieb. Angefangen bei den ständig ein- und ausfahrenden Autos, hin zu den Mitarbeitern die regelmässig die Einkaufswagen einsammeln, bis hin zu teilweise spontan improvisierten 1/4-Meilen-Rennen. Besonders auf Rest Areas und Truck Stopps kann zudem vorkommen, dass man in der unmittelbaren Nachbarschaft einen Brummifahrer hat, der die ganze Nacht seinen grosshubigen Motor tuckern lässt. Was sollen wir sagen ... man muss diese Art der Übernachtung als das sehen, was es ist: Zweckmässig! Und man gewöhnt sich auch irgendwann daran. Ausserdem liegt ein weiterer Vorteil klar auf der Hand. Rege Betriebsamkeit hält zwielichtiges Gesindel fern.

Zum Schluss noch noch eine kurze Anmerkung zum Thema Verhaltensregeln. Auf Dinge wie keinen Müll hinterlassen etc. möchten wir nicht weiter eingehen. Das sollte sich an jedem Ort von selbst verstehen. Es gibt jedoch speziell auf Parkplätzen von Walmart & Co. das ungeschriebene Gesetz, dass man sich mit seinem Ungetüm nicht auf die Pole-Position direkt vor den Eingang pflanzt. Auch wenn man dort die grösste Chance auf gratis WLAN hat und der Weg sehr kurz ist. Oft sieht man bereits andere Übernachtungsgäste oder LKW's auf dem Parkplatz, die sich in der Regel alle an den äusseren Rand drängen, wo nicht viel los ist. Dafür kann man dort dann auch problemlos gleich mehrere Parkplätze belegen.
Ähnliches gilt für die Übernachtung auf Truck Stops. Dort gibt es praktisch immer einen speziellen Bereich für die Lastwagen, der, je später der Abend, oft bis auf den letzten Platz belegt ist. Entsprechend unschön finden es die Brummifahrer, wenn sie nach einem langen Arbeitstag hinter dem Steuer keinen Platz mehr zum Schlafen finden. Und noch unschöner finden sie es natürlich, wenn die begehrten Plätze von Wohnmobilen belegt sind. Wir haben uns meist einfach auf einer der zahlreichen Kundenparkplätze gestellt und wurden nie weggejagt.

Zu Gast beim Mutter Natur:

Viel gemütlicher als auf einem Parkplatz hat man es natürlich im schönen Schoss von Mutter Natur. Aber auch da gilt es ein paar Dinge zu beachten, bevor man sich mit dem Camper einfach irgendwo in die wunderschöne Pampa stellt. 

In den USA lautet der Begriff dazu "BLM Land". Die Abkürzung "BLM" steht für "Bureau of Land Management", eine staatliche Behörde, welche gewisse Gebiete für das wilde Campen freigegeben hat. Analog dazu nennt man das in Canada "Crown Land" ... auch wenn Queen Mum hier vermutlich nicht mehr allzu viel zu melden hat. Unter dem Stichwort "BLM Camping" oder "Crown Land Camping", in Kombination mit dem entsprechenden Staat, bzw. der Provinz, findet man Online eine Flut von Informationen dazu. Beide Behörden bieten auf ihren Webseiten auch entsprechende Karten an, die diese Gebiete ausweisen. 

Da Behörden-Webseiten bekanntermassen nicht gerade für ihre Benutzerfreundlichkeit bekannt sind, haben wir uns dabei lieber auf ein paar wenige digitale Helfer verlassen. Die besten Erfahrungen beim Aufspüren dieser Plätze haben wir mit den Apps "iOverlander" und "Park4Night" gemacht. Die zahlreichen Kommentare beinhalten oft wertvolle Zusatzinformationen, wie z.B. über den Zustand der Zufahrten oder welchen Ecken man meiden oder unbedingt anfahren sollte. Denn die Gebiete sind teilweise wirklich riesig. Auch auf diese Apps gehen wir in der Rubrik Reise Apps noch etwas genauer ein.

Bis zu zwei Wochen darf man sich am Stück auf ein und demselben Fleck BLM- oder Crown Land aufhalten und es herrscht die eiserne Regeln von "First Come - First Serve" (wer zuerst kommt, malt zuerst). Besonders zur Urlaubszeit oder an Feiertagen sind viele dieser Plätze hoffnungslos überlaufen. Auch hier schadet es nicht, einen Plan B in Petto zu haben.

Das Angebot an diesen Orten beinhaltet nebst der atemberaubenden Natur meist nicht viel. Anschlüsse wie man sie auf einem Campingplatz erwartet, sucht man vergeblich. Auch Dumping-Stations oder Mülleimer sind meist Mangelware. Dafür wird einem oft der pure Weltfrieden präsentiert!

Harvest Host (Erlebnis-Übernachtung):

Die Firma "Harvest Host" hat unter dem gleichen Namen eine Plattform in's Leben gerufen, die uns persönlich einige der schönsten Erinnerungen rund um das Thema "kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten" beschert hat. Bei dieser Plattform können sich Betriebe melden, die bereit sind, rollende Kundschaft bei sich auf dem Parkplatz übernachten zu lassen. Unter den Angeboten befinden sich FarmbetriebeBrauereien, Weingüter, Museen, Restaurantsu.v.m.
Wie man sich denken kann, ist hierbei der Begriff "kostenlos" mit Vorsicht zu geniessen. Denn natürlich ist dabei nicht nur pure Nächstenliebe am Werk, sondern natürlich auch betriebliches denken. Die Betriebe setzen gewissermassen voraus, dass man im Gegenzug zur "Gratisübernachtung" zumindest kurz auf ein Bier oder ein Glas Wein einkehrt, was Essen geht, sich die Exponate anschaut oder dem Farmladen einen Besuch abstattet. Und was uns angeht, hat es sich jedenfalls meist gelohnt! Wenn man dann auch noch sieht, mit wieviel Herzblut und Engagement diese teilweise eher kleineren Betriebe geführt werden, ist man auch gerne bereit, sich in einem gewissen Mass erkenntlich zu zeigen.
Wir haben dank "Harvest Host" ein paar wirklich unvergessliche Momente erlebt und können es daher nur wärmstens weiterempfehlen. Angefangen von feuchtfröhlichen Abenden, über skurrile Darbietungen, kulinarische Überraschungen bis hin zu neuen und dauerhaften Bekanntschaften mit Amerikanern, die uns immer wieder mit ihrer Herzlichkeit überrascht haben.

Es gibt allerdings auch einen Haken. Um das Angebot nutzen zu können, muss man Mitglied bei "Harvest Host" sein. Die Jahresmitgliedschaft, die man Online auf der Webseite abschliessen kann, kostet 99.- USD und ist daher vielleicht eher etwas für Leute, die länger unterwegs sind. Oder für Menschen, die den etwas anderen Urlaub machen wollen. Denn rein kalkulatorisch hat man den Mitgliederbeitrag schnell wieder rausgeholt und erleben tut man ganz nebenbei auch noch was.
Da diese Plattform in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen hat, muss man sich neuerdings mindestens 24 Stunden im voraus beim Betrieb seiner Wahl anmelden. Das geht ganz einfach über die "Harvest Host" Plattform. In der Regel bekommt man kurz darauf Bescheid, ob noch Platz vorhanden ist oder nicht.
Natürlich kann man stattdessen auch die entsprechende "Harvest Host" App benutzen. Die zeigt einem nicht nur mit entsprechenden Symbolen auf einer Karte an, welche Betriebe in welcher Gegend vorhanden sind, sondern führt einen nach erfolgreicher Buchung auch gleich zum Zielort.